Sternenschnuppen zu Weihnachten (Kredan, 1. Platz)¶
Leise knisterte das Feuer im Kamin. Von einem kleinen Blech, welches über dem Feuer angebracht war, stieg ein wohlriechender Dampf auf. Es roch nach Zimt und allerlei Weihnachtlichen Gewürzen. Jedes Jahr saß Myaku auf ihrem Schaukelstuhl , strikte und backte Plätzchen. Das Rezept hatte sie von ihrer Mutter Hayazaki. Ihre Enkelin kam ins Zimmer, setzte sich zum Feuer und beobachtete es. Nach einer Weile drehte sie sich um und schaute Myaku an. Diese schaute auf die Plätzchen und schien über irgendetwas nach zu denken. Neugierig fragte ihre Enkelin worüber sie nachdachte. Myaku schaute sie an, überlegte lange und begann zu erzählen.
Ein heftiger Sapsturm wütete, es herrschte eine Eiseskälte und ließ die Homins erzittern. Hayazaki schnürte ihren Magieverstärker fest und schaute in Kredans Gesicht. Wut und Angst sah sie in diesem. Es war der 1 Advent und statt in der Stube zu sitzen und Tee zu trinken, sich auf Weihnachten vor zu bereiten und zu freuen, versammelten sich die Homins vorm Dämonenschloss. Eine Woche war es her als die Kitins sich erhoben und die Städte der Homins angriffen. Viele verluste hatte es gegeben und nun waren sie hier um den Kitins die Stirn zu bieten. Kurze Zeit später erfolgte das Angriffssignal. Ein wilder Kampf entfachte. Überall vielen die Kitins. Aber es schien so als würden für jeden getöteten Kitin 2 neue auftauchen. Die Homins gaben nicht auf und kämpften weiter. Letztendlich gelang es ihnen die Oberhand zu gewinnen und sie schlugen knapp die Bedrohung aus den Tiefen. Jedoch wurde Kredan von einem Kitin während des Kampfes von hinten überrascht. Er wurde an einen Fels geschleudert und blieb bewegungslos liegen. Ein Kuss von Hayazaki weckte ihn jedoch erkannte er seine Frau nicht mehr. Alle Erinnerungen…hinfort.
Die Ärzte gaben ihr bestes…. Vergebens. Nichts vermochte die Erinnerung von Kredan wieder zurück zu holen. Unaufhaltsam drehte sich das Rad der Zeit und das Fest der Liebe rückte immer näher. So geschah es das am Heiligen Abend Kredan auf einem Schaukelstuhl saß, in den Kamin schaute, wo ein kleines Feuer vor sich her brannte und er in Gedanken versunken über sein Leben nachdachte und seine Erinnerungen, die ihm verloren gegangen. Hayazaki betrat das Zimmer. In der Hand zwei Becher mit Glühmet. Einen gab sie Kredan, den anderen nahm sie sich selbst. Sie setzte sich in eine Ecke des Zimmers und beobachtete ihre Tochter. Myaku spielte mit ihrem Plüschyubo und kaute ab und an auf einem Plätzchen rum. Hayazaki backte diese auf einem Blech, welches über dem Feuer angebracht war. Es roch nach Zimt und allerlei Weihnachtlichen Gewürzen. Kredan hielt in seinen Gedanken inne. Dieser Duft…er kannte ihn. Er schaute zu Hayazaki und sah wie diese ihren Met trank. Sie trank ihn auf eine Art und Weise wie Kredan es liebte. Langsam führte sie ihre Lippen zum Becher, bließ sanft hinein um die obere Schicht des Mets ein wenig ab zu kühlen, trank dann einen kleinen Schluck und stellte den Becher wieder neben sich. Sie machte das immer so um sich nicht zu verbrennen, viel ihm auf einmal ein. Der wunderschön geschmückte Baum. Kredan war beeindruckt. Er sah sich im Raum um und sog förmlich alle Eindrücke von dem Fest welches sie Weihnachten nannten auf. Langsam stand er auf und ging zum Blech wo die Plätzchen inzwischen fast fertig waren. Er nahm sich eins und biss vorsichtig rein. Es schmeckte wunderbar nach Apfel, Zimt und vielem mehr. Seine Erinnerung kam um ein weiteres kleines Stück zurück. Jedes Jahr gab es diese Plätzchen und er liebte sie. Das Rezept hatte sich Hayazaki ausgedacht und jedes Jahr war es der Wunsch von ihm der Hayazaki dazu veranlasste diese wieder zu backen. Er schaute sich um. Hayazaki trank erneut einen kleinen Schluck Met. Myaku spielte immer noch mit ihrem Plüschyubo. Das Feuer knisterte vor sich hin. Es Roch nach Zimt und allerlei Weihnachtlichen gewürzen. Durch das Fenster erkannte er den Schnee der draußen seicht viel und die Gassen Weis färbte. Er schaute Hayazaki an und auf einmal waren seine Erinnerungen wieder da.
Die Jahre vergingen, Kredan und Hayazaki wurden älter und älter. So kam es eines Tages das es an einem Weihnachtsabend Kredan und Hayazaki gesundheitlich nicht mehr gut ging. Sie wussten, sie spürten es, ihre Zeit war gekommen. Zum letzten mal genossen sie ihren über die Jahre lieb Gewonnenen Weihnachtsabend. Den ganzen Abend Arm in Arm saßen sie auf dem alten Schaukelstuhl. Sie genossen die Plätzchen und tranken Met. Das Feuer im Kamin loderte seicht vor sich her. Hayazaki schaute in Kredans Gesicht. "Weißt du was ich mir am meisten Wünsche heute? Ich wünsche mir immer bei dir zu sein um immer mit dirzusammen Weihnachten feiern zu können." Kredan nickte. "das währe schön."
Hayazaki verstarb noch am selben Abend. Weiterhin hielt Kredan sie in seinem Arm und streichelte ihren Kopf. Er wusste sie war gestorben. Kredan verstarb in der Nacht. Myaku fand sie am nächsten Morgen Arm in Arm auf dem Schaukelstuhl. Es roch nach Zimt, das Zimmer war Weihnachtlich ein geschmückt und sie wusste. Ihre Eltern waren glücklich gestorben.
Ihre Enkelin hatte eine kleine Träne im Auge. Traurig schaute sie Myaku an. Myaku nahm die Hand von ihrer Enkelin und führte sie nach draußen auf die Straße. Beide schauten in den Himmel. Es war schon fast Sonnenuntergang. Fragend schaute sie Myaku an. Myaku erklärte ihr das seit dem Weihnachten wo Hayazaki und Kredan gestorben sind, jedes Jahr beim Sonnenuntergang zwei Sternenschnuppen am Himmel zu sehen wahren. Kurze Zeit später erblickten Myaku und ihre Enkelin 2 Sternenschnuppen am Himmel. Sie schienen Hand in Hand über den Sternenhimmel zu gleiten. Der letzte Wunsch von Hayazaki war wohl erfüllt worden.
Sie gingen wieder rein und es folgte ein Wunderschöner Weihnachtsabend. Später fühlte sich Myaku nicht mehr so gut und so geschah es das sie sich eines Wünschte. Wieder mit ihren Eltern vereint zu sein.
Myaku starb in der Nacht. Das Jahr ging schnell rum. Es war Heiligabend als ihre Enkelin sich an die Geschichte mit den Sternenschnuppen erinnerte. Sie ging vor die Tür und da waren sie. Wie letztes Jahr waren beide Sternenschnuppen zu sehen. Aber etwas war anders. Bei ihnen war nun eine dritte Sternschnuppe.
Wintersterne (Wasari, 2. Platz)¶
Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen. Nahezu der ganze Stamm der Grünen Samen war zusammengekommen, um die junge Frau aus dem Seenland mit den besten Wünschen auf die Reise in ihre Heimat zu entlassen. In der langen Zeit, die sie bei ihnen verbracht hatte, waren aus Auftraggebern für Schmuckstücke Freunde geworden.
Ihr Gefährte war nach Pyr aufgebrochen, um seine Heimat gegen die Kitin zu verteidigen. Beim Gedanken an ihn griff sie nach dem Anhänger, der über ihrer Brust ruhte. Ihre Hand wanderte tiefer zu ihrem Bauch, der sich inzwischen deutlich wölbte. 'Komm gesund zu mir zurück!', dachte sie. 'Dein Kind wird seinen Vater brauchen.' Sie lächelte beim Gedanken an seine strahlenden Augen, als sie ihm erzählte, dass sie schwanger war – wie zwei Sterne die sie begleiten würden, bis sie sich wiedersähen.
Eigentlich war es in ihrem Zustand nicht die richtige Zeit, um so eine lange und gefährliche Reise anzutreten, zumal die Tage kürzer wurden und die Luft bereits nach Schnee roch. Aber sie hatte Nachricht erhalten, dass es ihrem kranken Vater schlechter ging und man befürchten musste, dass sein Lebenssamen zerstört würde. So hoffte sie, dass sie bis zum Segensfest ihre Heimatstadt erreicht haben würde. Es wäre schön, das Segensfest wieder einmal im Kreise ihrer Familie zu feiern.
Auch wenn alle Homins das Segensfest zum Gedenken an ihre Rettung vor den Kitin begingen, unterschied sich die Art und Weise wie sie dies taten zum Teil erheblich.
Zuhause im schönen Seenland war es vor allem ein großes, fröhliches Familienfest. Es wurde gut und viel gegessen, getrunken, gelacht und musiziert. Alt und Jung spielten "Reise nach Neu-Trykoth", die Kinder lauschten gebannt den Geschichten der Alten und die Erwachsenen erzählten sich so manche Anekdote. Und natürlich wurde auch getrykelt. Zwischendurch gönnte man sich auch eine Zeit der Stille, in der im Gebet den Göttern für die Rettung vor den Kitin gedankt wurde.
Während sie noch in Erinnerungen schwelgte, erreichte sie Yrkanis. Dort besuchte sie ihren früheren Meister, bei dem sie das Juwelierhandwerk nach Art der Matis gelernt hatte.
Es war üblich, dass Lehrlinge, die zum Segensfest nicht nach Hause reisten, im Hause des Meisters mitfeiern durften. Hier ging es wesentlich strenger zu, als sie es gewohnt war. Die Feier wurde damit eingeleitet, dass der Hausherr eine Geschichte über den Auszug aus den Alten Landen vortrug. Danach wurde ein Loblied auf Jena und die Karavan gesungen und die Hausherrin sprach ein Gebet. Das Essen war reichlich und vom feinsten, was die Matisküche zu bieten hat. Dies entsprach durchaus nicht immer ihrem Geschmack. Da lagen ihr die guten Weine aus den Grünen Anhöhen schon eher, denen sie trotzdem nur mäßig zugesprochen hatte. Die Messe, die anschließend besucht wurde, fand sie feierlich schön. Allerdings hatte sie ihre Längen, weshalb die kleine Trykerin beinahe eingenickt wäre. Zurück im Hause des Meisters gab es Geschenke. Die Lehrlinge und Gesellen erhielten alle ein Schmuckwerkzeug in dem eine modifizierte Armilo-Flechte eingearbeitet war.
Der Meister war hocherfreut über ihren Besuch und lobte ihre Fortschritte im Schmuckhandwerk. Sie übergab ihm eine Liste mit Bestellungen der Grünen Samen und verabschiedete sich nach kurzem Aufenthalt.
Vergeblich versuchte sie Reisebegleiter zu finden und da sie es eilig hatte, setzte sie ihren Weg alleine fort.
Als sie im Vergänglichen Garten ankam, begann es zu schneien. Die Schneeflocken umtanzten sie und sie zog ihren Umhang fester um sich. Da es hier kälter als im Seenland war, überzog sich die Welt allmählich wie mit einer weißen Zuckerschicht und diese besondere Stimmung machte sich breit, die aufkommt wenn durch den Schnee alle Geräusche gedämpft werden.
'Im Land der Fyros bleibt der Schnee auch nicht liegen.' dachte sie bei sich. 'Genau wie bei uns.' Auch die Art das Segensfest zu feiern hatte eine gewisse Ähnlichkeit. Ihr Mann hatte ihr beschrieben, wie es in seiner Familie üblich war. Man traf sich in großen Runden um so ausgiebig zu essen und zu trinken, wie es sich die Fyros nur einmal im Jahr gestatteten. Mussten sie sich doch sonst mit dem wenigen begnügen, was sie der Wüste abringen konnten. Geschichten und Lieder über Heldentaten gehörten genauso dazu wie die tänzerische Darstellung von Kämpfen gegen die Kitin. Es wurde auch so mancher Schaukampf ausgetragen, was die Kinder mit ihren neuen Übungswaffen sofort nachmachten. Diese hatten sie zur Feier des Tages geschenkt bekommen.
Sie seufzte, fasste an ihren Anhänger und sah im Geiste die Augen ihres Geliebten, die wie Sterne durch das winterliche Schneegestöber strahlten. Der Schneefall hatte nämlich zugenommen und als sie das Labyrinth bei Ketzers Hütte erreicht hatte, sah sie kaum noch die Hand vor den Augen. Die Aussicht, dass am anderen Ende des Labyrinths der Durchgang zum wärmeren Seenland war, ließ sie vorsichtig weitergehen. 'Wenn ich die Raubtiere nicht sehe, werden sie mich auch nicht sehen.' , hoffte sie. Und so tastete sie sich leichtsinnigerweise langsam vorwärts. Manchmal glaubte sie das Knurren eines Torbaks oder eines Cuttlers in ihrer unmittelbaren Nähe zu hören. Sie konnte nicht genau ausmachen, aus welcher Richtung die Geräusche kamen. Aber immer wenn sie nicht mehr weiter wusste, sah sie die wohlvertrauten zwei Sterne und sie folgte ihnen.
Mit der Zeit hatte sie vollkommen die Orientierung verloren und sie glaubte manchmal schon, Geister zu sehen, die auftauchten und wieder verschwanden. Aber das waren wohl nur Böen im wirbelnden Schnee. Das einzig beständige waren die zwei Sterne und sie bat flehentlich: 'Bitte, Liebster, verlass mich nicht!' Mittlerweile taumelte sie vor Kälte wie betäubt immer weiter und stieß schließlich doch mit einem Torbak zusammen. Sie schrie auf und rannte um ihr Leben, immer den funkelnden Augensternen hinterher.
Als sie den Durchgang zu den Lagunen von Loria erreichte, rannte sie immer noch, obwohl der Torbak die Verfolgung längst eingestellt hatte. Sie rannte, stolperte und fiel und fiel und fiel…
Sie fiel direkt in die Arme ihres Geliebten und er fing sie auf und sie sah nichts weiter als seine Augen, diese strahlenden, sternengleichen Augen.
"Junge Frau?"
Eine unbekannte Stimme, die etwas hohl klang drang störend zwischen sie und das Gefühl der Geborgenheit in seinen Armen.
"Junge Frau, ist alles in Ordnung?"
Irgendetwas war nicht richtig. Das war nicht seine muskulöse Brust, an die sich ihr Gesicht schmiegte. Das war der weiche sandige Boden des Seenlandes. Langsam erhob sie sich. Schlanke aber kräftige blaue Hände halfen ihr dabei.
Verwirrt blickte sie sich um. Da, der Durchgang zu den Grünen Anhöhen. Nach und nach erinnerte sie sich: der Schnee, die Angst, der Torbak, ihr Straucheln, Sterne. Benommen sah sie zu Boden. Was war das? Sie kniete noch einmal nieder. Dort lagen zwei weiße Bernsteine. Sie hob sie auf.
"Sind das deine?", fragte sie den Zorai fortgeschrittenen Alters neben ihr, der sie immer noch besorgt ansah.
"Nein!", antwortete er. "Das müssen deine sein, kleine Frau. Diese Art ist äußerst selten. Man sagt, sie begleiten und beschützen manchmal Homins in Not. Große, magische Kraft wird ihnen nachgesagt. Sie sollen vor allem die Gesundheit und die Regeneration fördern. Sie werden auch Wintersterne genannt."
In Gedanken versunken betrachtete sie die Steine eine Weile. Dann schob sie sie in ihre Taschen und wandte sich wieder dem Zorai zu. Sie fragte ihn, wohin er unterwegs sei. Er antwortete, er sei auf dem Weg nach Min-Cho, um mit seiner Familie das Segensfest zu feiern. In Fairhaven hoffte er Anschluss an eine Reisegruppe zu finden. Weil der Weg durch die Lagunen von Loria alles andere als einfach war und um etwas Gesellschaft zu haben, gingen sie gemeinsam weiter.
Auf den ruhigeren Abschnitten ihres Weges unterhielten sie sich über dies und das und selbstverständlich auch über das nahende Segensfest. Der Alte erzählte ihr, dass die Zorai sich in Kreisen träfen und gemeinsam über Texte aus der Zeit des Exodus und des Neubeginns meditieren würden. Die Stille wurde nur von gelegentlichen meditativen Gesängen und Gebeten unterbrochen. Um der Entbehrungen bei der langen Wanderung durch die Urwurzeln zu gedenken und um den Körper, wie auch den Geist zu läutern würde ein Tag und eine Nacht lang gefastet werden. Kleinere Kinder bekämen gegen den größten Hunger aus gemahlenem Getreide gebackene Fladen. Am Ende bekommt jeder Zorai von den Weisen ein Schriftstück mit einem Sinnspruch, der ihn bis zum nächsten Segensfest begleitet und seine persönliche Jahreslosung wird.
Ohne größere Probleme erreichten sie Fairhaven. Der Zorai fand andere seines Volkes, die ebenfalls in die Verdorrenden Lande strebten und schloss sich ihnen an.
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten eilte die junge Trykerin gleich zu ihren Eltern, die sie bereits sorgenvoll erwarteten. Wie erleichtert alle waren, sie gesund wiederzusehen. Und wie erleichtern sie war, ihren kranken Vater noch lebend anzutreffen. Aber kaum hatte sie ihn am Krankenbett besucht, setzten die Wehen ein. Während der Geburt hielt sie in jeder Hand einen der Wintersterne. So glaubte sie, der Vater ihrer Kinder – es waren nämlich Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen – sei bei der Geburt dabei und dieser Glaube gab ihr zusätzliche Kraft.
Noch auf dem Wochenbett fertigte sie zwei Anhänger an, in die sie je einen der Wintersterne verarbeitete. Als es am Tag des Segensfestes ans Trykeln ging, brach sie ein klein wenig mit dieser Tradition, wo jeder ein zufälliges Geschenk erhielt und schenkte ihren beiden Kindern die Anhänger. So konnte der Vater aus der Ferne über seine Kinder wachen.
Kinder sind ein Ausdruck der Hoffnung. Und so unterschiedlich die Völker sind und so unterschiedlich, wie jeder das Segensfest begeht, so eint ganz besonders an diesem Tag alle Homins die Hoffnung auf ein besseres Leben, in Sicherheit vor den Kitin und in Frieden mit den Mithomins.
Winterlicht Zeremonie (Lylanea, 3. Platz)¶
Die Homins von Yrkanis versammelten sich vor der Stadt. Schnee rutschte von den Ästen der hohen Bäume herab und rieselte zu Boden. Hier und da glitzerte noch der Widerschein der Stadt im Raureif auf den Sträuchern und den Schneewehen am Boden. Die Schritte der Homins knarrten durch den Schnee als ob sie über alte, brüchige Bohlen schritten.
In Fairhaven schritten hunderte Füße über eben solche Bohlen einem gemeinsamen Ziel entgegen. Die Windräder drehten sich träge im Wind und sanft wiegten sich die schwimmenden Bauten und Stege in den Wellen des Sees der Freiheit. Vereinzelte Schneeflocken wehten den Trykern entgegen.
Auf den Masken der Zoraï schmolzen sie nur langsam, aber das machte den Trägern nichts aus. Mit langen Schritten durchquerten sie den weiß übertünchten Dschungel um am Mittelpunkt der Städten der Eingebung zu verharren und zu lauschen.
Der Wüstenwind fuhr durch die Haare der versammelten Homins, die sich in einem Dünental eingefunden hatten. Der warme Boden unter ihren Füßen und der klare Sternenhimmel über ihnen ließen sie ehrfürchtig schweigen.
Sie alle schwiegen, um den Zauber dieser Nacht nicht zu brechen.
Diese Nacht war etwas besonderes. Denn in dieser Nacht würden sich alle Homins der Neuen Lande an einem geeigneten Ort in ihrem Land zusammenfinden und dort all jener gedenken, die ihr Leben im großen Schwarm verloren hatten. Sie würden sich erinnern, an jene die es ihrer Familie, durch ihr Opfer ermöglicht hatten, die rettenden Regenbögen zu erreichen und ins Exil zu gehen. Die Soldaten und Freiwilligen, die sich dem Grauen gegenüberstellten. Wohl wissend das sie keine Chance hatten gegen die gewaltige Flut der Insekten.
Sie würden sich erinnern, an jene die im Exil alles getan hatten um die Moral aufrecht zu halten, um das Leben im Zwielicht erträglich zu gestalten. Jene die die Kavernen dort unten bewacht und bewahrt hatten.
Sie würden erzählen, von den Taten jener die zuerst Fuß in diese Neuen Länder gesetzt hatten und die als erste ihre vielen Gefahren meisterten. Homins deren Mut Grundsteine legte, für neue Städte und Dörfer und für neues Selbstvertrauen der Homins.
Dann begannen die Homins in jedem Land einen großen Kreis zu bilden. Zu Hunderten schaarten sie sich um einen freien Platz in ihrer Mitte.
Dort an ihrem Mittelpunkt, verharrten ihre Herrscher, mit seiner Familie umringt von Kindern den des Volkes.
Jedes Kind, jeder Homin hielt eine kleine, runde Schale in Händen, deren Ränder sich nach oben wölbten. In diesem ausgehöhlten, etwa faustgroßen Bernstein ruhte eine kleine Kerze aus feinstem Bienenwachs.
Dann, auf ein Zeichen des Herrschers hin, begannen die Kinder zu sprechen und während sie das alte Gedicht aufsagten, entzündete zunächst der Herrscher seine Kerze an einem mitgebrachten glühenden Holzspan, der bis zu diesem Augenblick sorgsam aufbewahrt wurde. An seiner Kerze entzündeten nun nacheinander, seine Familie und die sie umstehenden Kinder ihre Kerzen.
Und so wurde die Flamme weiter von Homin zu Homin gereicht, während jeder dessen Kerze entzündet wurde in den Schwur mit einstimmte:
Wenn es kalt wird in den Wäldern
und der Reif glänzt auf den Feldern
Und Schnee bedeckt das ganze Land
dann halt dies Licht in deiner Hand
Dies Licht, es soll erinnern
an den Auszug aus dem Dunkel
An die Heimkehr in ein neues Land
Wo die große Flucht ihr Ende fand
Vier Völker, dereinst auf ewig im Krieg
fanden in den Tiefen den gemeinsamen Sieg
Ein Jeder für das Wohl des Einen
Einzeln für das Wohl der Seinen
Lang und dunkel war dort Unten die Zeit
Verloren schon fast, die Hoffnung auf Freiheit
Doch eines vergaß die Hominheit nicht
Die Erinnerung an der Sonne warmes Licht
Dies Licht, es soll erinnern
an den Auszug aus dem Dunkel
an die Heimkehr in ein neues Land
Wo die Furcht vor dem Feind ihr Ende fand
Heut stehen wir zusammen gegen den Feind
In der Heimat gegen die Bestien vereint
Noch einmal verjagen können sie uns nicht
solang wir vor uns tragen dieses Licht
Wenn ein Homin hätte von oben herab auf dieses Schauspiel blicken können, so hätte er gesehen wie Lichter nun die Dunkelheit erhellten. Zunächst nur wenige, dann mehr. Ausgehend von einer Mitte, an vier Stellen der Neuen Länder, suchten die kleinen, flackernden Lichter einen Ausweg aus der Finsternis und erreichten alsbald die äußersten Ränder eines Kreises. Wie tausend kleine Flüsse huschten sie dahin, breiteten sich aus und formten schließlich ein Meer aus Licht.
Ein leises Raunen begleitete sie auf ihrem Weg, ein gemeinsam gesprochener Schwur. Die alte Zeit nicht zu vergessen und weiterhin für das einzustehen, was wichtig und richtig war.
Dann begannen die Kreise aus Licht sich aufzulösen, als jeder Funken, der in ihnen strahlte seine Weg Heimwärts antrat. Wie von Sternen erhellt glitzerten alsbald die Wälder und Ebenen. Und noch die ganze Nacht hindurch leuchteten die Sterne aus den Heimstädten der Homins. Wo sie im Kreise ihrer Liebsten feierten und sich gegenseitig beschenkten. Glücklich dort zu sein, wo sie leben konnten. Geführt von ihrem Mut und ihrem Willen.