Geschichte eines jungen Korsaren - Erster Teil¶
Das Wasser, in dem sie schwammen, war ausgesprochen erfrischend, doch die Fische schenkten diesem Detail keine Aufmerksamkeit. Sie tanzten in ihrem farbenfrohen Spiel wie immer, ohne auch nur das kleinste Geräusch zu verursachen. Jeder Fisch schien genau zu wissen, wo sein Platz in diesem faszinierenden Ballett war.
Der junge Bremmen O’Derry war so fasziniert von ihrem Schauspiel, dass er beinahe alles um sich herum vergaß. Er war schon immer ein stolzer Tryker gewesen und ein wilder Krieger mit seiner Waffe ... er hatte jedoch nie etwas Schöneres gesehen als dieses Schauspiel der Natur in den geliebten Seen seiner Heimat.
Kleine Wellen kräuselten die Oberfläche des Wassers und Sekunden später waren keine Fische mehr zu sehen. Bremmen suchte zu ergründen, was die Störung des Schauspiels verursacht hatte und sah eine Tryker Patrouille nicht all zu weit entfernt, wie sie mit unglaublicher Geschwindigkeit den See durchschwammen. Er erkannte sie sofort ... es handelte sich um eine Patrouille der Korsaren. Oft konnten Patrouillen der Korsaren im See der Freiheit gesehen werden, denn sie durchquerten diesen häufig, um die entfernteren Inseln zu erreichen, auf denen sie ohne Zweifel interessante und nützliche Aufgaben zu erfüllen hatten. Zumindest war Bremmen davon überzeugt.
Sein Vater hatte ihm oft von den Korsaren und seiner eigenen Vergangenheit erzählt, als er selbst noch jung und ein Mitglied der Korsaren gewesen war. Seine Zeit bei den Korsaren hatte ihn härter, stärker und erfahrener gemacht. Sie hatte seinen Körper und seinen Verstand geschärft. Man könnte die Zeit bei den Korsaren fast als eine Ehrensache betrachten .... abgesehen von der Tatsache natürlich, dass die Korsaren nicht im Dienst der Föderation standen.
Aber da Bremmen momentan nicht viel zu tun hatte, hatte er viel Zeit seinen Träumen nachzuhängen. Als Bremmen wieder auf den See blickte, war die Patrouille schon verschwunden. Sofort sprang er auf, in den See und begann, den Korsaren hinterher zu tauchen. Er musste ihnen einfach folgen, denn er wollte sie von seinem Können überzeugen und ihrer Gemeinschaft beitreten.
So viele junge Tryker hatten sich den Korsaren bereits angeschlossen. Bremmen hatte einige von ihnen getroffen und war von ihrem Können wahrlich beeindruckt gewesen. Jedoch waren die meisten jungen Korsaren, denen er begegnet war, zwei bis drei Jahre älter als er. Allerdings wurden sie von Jederman respektiert.
Tapfer versuchte Bremmen die Patrouille einzuholen, jedoch hatte er Schwierigkeiten, sein momentanes Tempo beizubehalten und er bekam rasch Atemprobleme. Die Patrouille schien ihn nicht wahrzunehmen und setzte ihren Weg fort. Ziemlich verloren schaute sich Bremmen in der Mitte des Sees um. Dann beschloss er zu versuchen, die nächstgelegene Insel zu erreichen, um wieder zu Atem zu kommen.
Seine Lunge brannte wie an jenem Tag als sein Großvater ihn eine Pfeife rauchen lies.
„Ich will auch mal!“ sagte Bremmen zu seinem Großvater „Sicher Bremmen. Versuch es.“ Antwortete sein Großvater
Bremmen nahm die Pfeife in den Mund und zog einigen Rauch ins innere seinen Mundes .... gefolgt von viel Spucken und Prusten ...
„Nicht so Bremmen! Einatmen!“ Sagte Bremmen’s Großvater.
Bremmen versuchte es noch einmal und fing sofort an zu husten. Sein Großvater lachte ziemlich viel an jenem Tag und Bremmen versuchte nie wieder eine Pfeife zu rauchen.
Heute jedoch fühlte er sich, als hätte er stundenlang geraucht und gehustet. Die Korsaren waren wirklich gute Schwimmer. Sicher die besten auf ganz Atys! Bremmen konnte sie mittlerweile nicht mehr sehen. Die Fische waren wieder aufgetaucht und begannen ihren Tanz, als wäre nichts geschehen.
Bremmen raffte sich auf und kletterte auf einen Hügel in der Mitte der Insel, auf der er gelandet war. Von der Spitze aus hatte er einen großartigen Ausblick über den See der Freiheit. Er konnte sehen, dass seine Insel eine Reihe kurzer Strände hatte. Auf der Westseite jedoch sah er etwas leuchten, das er von Fairhaven aus bisher nie gesehen hatte. Es war weniger als 400 Meter entfernt, jedoch zu weit, um genau erkennen zu können, was es war. Er schaute auf in den Himmel und lächelte. Wenn seine Berechnungen richtig waren, musste dies das Lager der Korsaren sein ... endlich!
Bremmen rannte den Hügel hinunter, auf die Westseite und an den Strand. Nur eine kurze Schwimm-Strecke trennte ihn noch von seinem Ziel. Er holte tief Luft, tauchte erneut und schwamm so schnell er konnte, um die Korsaren zu beeindrucken. Unglücklicherweise konnte er das Tempo und seinen Rhythmus nur für 250 Meter durchhalten. Dann musste er nach Luft schnappend auftauchen. Er hechelte und lief rot an. Nun sah er eher wie einer der nach Luft schnappenden Fische aus, die er noch vor kurzem beobachtet hatte.
Er hielt den Blick zu Boden gerichtet, da er nicht in die Augen von Codgan Be’Yle blicken wollte. Dann jedoch nahm er sich zusammen und hob schließlich doch den Blick. Es schien, als ob niemand seinen peinlichen Auftritt bemerkt hätte.
Bremmen fuhr sich schnell mit der Hand durch die Haare und machte sich dann auf den Weg zum nächsten Korsaren in seinem Blickfeld.
„Hallo!“ sagte er zu dem Korsar. „Grüße mein Kleiner.“ Sagte der Korsar. „Kleiner? Ich bin kein Kleiner! Ich bin ein junger Homin, tapfer und tüchtig!“
Bremmen bewegte den Flunker auf seinem Rücken etwas, so dass der Korsar einen Blick darauf werfen konnte.
„Tapfere und tüchtige Homins brauchen keine fünf Minuten um wieder zu Atem zu kommen, nachdem sie nur eine kurze Strecke geschwommen sind und das auch noch langsam ... Naja ... mein Name ist jedenfalls Codgan Be’Yle. Ich bin hier dafür zuständig, Neuankömmlingen Auskunft zu geben. Was kann ich für dich tun? Aber versuch, dich kurz zu fassen, ich bin sehr beschäftigt ...“
Bremmen errötete wie nie zu vor. Aber dies hier war seine einzige Chance. Also nahm er sich zusammen und antwortete.
„Mein Name ist Bremmen O’Derry. Ich bin Arty O’Derry’s Sohn. Kennst du ihn?“ „Nein ich kenne ich nicht.“ „Aber er war ein Korsar vor einigen Jahren!“ „Ach weißt du Junge ... so viele junge Tryker kommen hier an und wollen sich den Korsaren anschließen und verlassen uns einige Jahre später wieder, es ist absolut unmöglich, sich an alle zu erinnern.“
Bremmen versuchte, sich zurückzuhalten als Codgan ihn erneut einen Jungen nannte.
„Ich bin extra aus Fairhaven hierher gekommen, um die Korsaren zu treffen und ihnen beizutreten! Meine Waffe ist eure ... falls ihr sie haben wollt.“
Codgan lachte nur.
“Nun. Versuch Derren Be’Lauppy zu finden. Er kann dir sicher eine Aufgabe geben. Komm anschließend wieder hierher zurück. Vielleicht gebe ich dir dann eine Aufgabe.“ “Sofort! Wer ist er und wo kann ich ihn finden?“ fragte Bremmen und sah sich im Lager um. „Er ist nicht hier. Er ist ein Kundschafter und sollte sich momentan bei den Winden der Musen aufhalten.“ „Wind der Musen? Aber das ist so weit weg! Und gefährlich, oder?“ “Sicherlich nicht für einen tapferen und tüchtigen Homin, oder? Hast du wirklich geglaubt, wir würden dich willkommen heißen und bei uns aufnehmen nur weil du den kurzen Weg von Fairhaven zu unserem Lager geschafft hast? Nun geh schon und komm nicht hierher zurück, solange du nicht bewiesen hast, dass du fähig und würdig bist, den Korsaren beizutreten.“
Mit offenem Mund stand Bremmen da. Eine Prüfung ... natürlich. Oder vielleicht war der Korsar nur zu beschäftigt, um sich jedem jungen Tryker einzeln zu widmen? Egal ... Bremmen machte sich auf den Weg, um den Kundschafter zu finden.
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